„Wegen guter Führung“ Gibt es eine Formel für erfolgreiche Teams?
Tina Dreimann sucht Teams, die die Welt bewegen, durch eingespartes Plastik, Fleischprodukte auf Pilzbasis oder nachhaltige Drohnen. Sie gründete mit zwei Co-Chefs Better Ventures, ein Angel-Netzwerk von 70 Unternehmern, die in Impact-Start-ups investieren. „Nur wenn wir es schaffen, dass die besten Teams mit uns arbeiten, kommen auch die besten Investorinnen und Investoren“, sagt sie. „Deshalb haben wir uns vom ersten Tag an Gedanken gemacht, was ein großartiges Team ausmacht – und wie wir die richtigen Leute finden.“
Ihre sechs wichtigsten Tipps für die Auswahl und Entwicklung erfolgreicher Teams:
1. Leidenschaft: „Passion beats experience“, sagt Tina Dreimann. Begeisterung und der Wille, etwas zu bewirken, seien oft wichtiger als jahrelange Erfahrung. Hochleistungsteams bilden sich häufig um Menschen, die für eine Sache brennen, Entwicklung vorantreiben und andere mitreißen können. Achten Sie auf die intrinsische Motivation und Leidenschaft neuer Teammitglieder.
2. Persönlichkeitsmix: Drei gute Einzelspieler ergeben noch lange kein schlagkräftiges Team. Better Ventures beschäftigt sich daher intensiv mit Persönlichkeitsprofilen. Für Gründerteams sind drei unternehmerische Persönlichkeitstypen beschrieben, die das kleinstmögliche Erfolgsteam ausmachen: Hipster, Hacker und Hustler. Hipster sind die Designer oder kreativen Genies hinter einem coolen Produkt. Hacker stellen wenige Fragen, aber dafür jede auf den Punkt. Sie sind analytisch, strukturiert und extrem fokussiert, die geborenen Programmierer. Hustler sorgen für Tempo und treiben das Unternehmen voran. Sie sind durchsetzungsstark und können andere mitreißen.
3. Freakfaktor: Viele großartige Unternehmer und Topmanagerinnen haben in ihrer Kindheit gehört, sie seien nervig, zappelig und passten nichts ins System. In seinem Buch „Freakfaktor“ zeichnet David Rendall nach, dass Schwächen, Eigenarten und „Macken“ oft einzigartige Stärken sind. In Teams bringen „Freaks“ häufig Innovation und neue Perspektiven ein. Sie nehmen die Rolle des Hustlers ein, fordern den Status quo heraus und treiben Veränderungen voran. Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur angepasste Mitarbeitende ins Team holen. Suchen Sie bewusst Teammitglieder mit Freakfaktor und lassen Sie kreatives Störfeuer zu.
4. Rollen: Nicht selten wird eine Mitarbeiterin nach einem Wechsel innerhalb des Unternehmens plötzlich von der Low-Performerin zur Leistungsträgerin – und überrascht damit alle ehemaligen Kollegen. Überprüfen Sie, ob Rolle und Stärken Ihrer Mitarbeitenden zusammenpassen. Nutzen Sie Gespräche zur Reflexion. Fragen Sie, welche Bereiche Ihr Teammitglied noch interessieren und welche Stärken vielleicht noch nicht eingebracht werden können. Erkundigen Sie sich nach Hobbys, um versteckte Talente zu entdecken. „Die passende Rolle findet sich manchmal nicht im ersten Anlauf“, sagt Dreimann.
5. Fehlfunktionen: „Die fünf Dysfunktionen eines Teams“ von Patrick Lencioni hat Dreimann schon mehrfach gelesen. Der US-Autor zeigt in seinem Klassiker, warum Teams scheitern:
Vertrauen fehlt
Angst vor Konflikten
Kein Engagement
Verantwortung wird vermieden
Kein Fokus aufs Ergebnis
Die einzelnen Aspekte bauen wie eine Pyramide aufeinander auf. „Meist liegt der Hund schon im Vertrauen begraben“, sagt Dreimann. Machen Sie sich bei Problemen bewusst auf die Suche nach Dysfunktionen, an jedem der fünf Punkte können Sie gezielt arbeiten.
6. Ehrlichkeit: Wenn es nur noch harmonisch zugeht, sollten Sie sich Sorgen machen. Psychologische Sicherheit und Empathie benötigen als Gegenpol Ehrlichkeit und offenes Feedback. „Ohne Konflikte fehlt die Reibung, die Innovation und Wachstum brauchen“, sagt Dreimann. So schwer es für Einzelne auch sein mag, ermuntern Sie Ihre Teammitglieder zu Kommunikation und Kritik, schulen Sie die Kompetenz, konstruktives Feedback zu geben. Nur wenn jeder Einzelne offen seine Meinung sagt, kann das Team Fortschritte machen.

[M] Alexander Hagmann
Antonia Götsch, Chefredakteurin des Harvard Business managers, meldet sich alle zwei Wochen mit „Wegen guter Führung“. Sie spricht mit anderen Führungskräften und Expert:innen aus der Wissenschaft. Ehrlich, fundiert, offen und auch mal lustig. Sie teilt, was sie selbst gelernt hat, woran sie scheitert, und sie versucht, auch ihren Gästen zu entlocken, was sie sonst nur ihren Vertrauten verraten.